"Erben der Arisierung"

von Ingo Trüter

Armin H. Flesch berichtet in voller HG-Aula von seinen Recherchen

Unter „Arisierung“ verstanden die Nationalsozialisten die Verdrängung der Juden und Jüdinnen aus der Gesellschaft – im Besonderen aus dem Wirtschaftsleben. Von seinen Ergebnissen aus zwei intensiven Recherchen berichtete der freie Journalist aus Frankfurt ca. 100 Oberstufen-Schüler:innen vom Hainberg-Gymnasium und der GCL-IGS. Er beschrieb anschaulich und fesselnd, wie geschickt und durchtrieben viele Deutsche sich am Eigentum von jüdischen Mitmenschen bereicherten. Flesch zeigte auf, dass – von einem mittelständischen Unternehmen (Flesch-Werke) bis hin zum günstigen Kauf von „zwölf Taschentüchern“ – nahezu alle Deutschen von diesem Prozess profitierten. 

Aber was hat das mit uns zu tun?, will man fragen; das ist doch alles ewig her. Flesch stellt fest, dass sich viele der Einrichtungsgegenstände, Kleidung etc. noch heute in deutschen Haushalten befänden, ohne dass ihre Herkunft hinterfragt würde. Auch der Umgang mit der Vergangenheit werde von Firmen nicht immer ehrlich und offen kommuniziert. Daher seien viele der deutschen Firmengründungen und -erweiterungen aus der zweiten Hälfte der 1930er Jahre kritisch zu hinterfragen. 

Flesch schloss aber vor allem mit einem mitreißenden Appell, der viele Schüler:innen ins Hier und Jetzt zurückholte: Dass Politiker im Bundestag heute wieder nach einem „ethnisch-kulturell“ begründeten deutschen Volk fragten (AFD-Politier Baumann, 2019), erinnere in erschreckender Weise an die Formulierungen aus den sogenannten Nürnberger Gesetzen von 1935. „Nie wieder ist jetzt“, stand folglich auf der letzten Folie seiner Präsentation.

Flesch1   Flesch2

Die Veranstaltung wurde ermöglicht durch die großzügige Unterstützung der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Göttingen - Danke.

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